Vor einigen Wochen war ich in Deutschlands Norden zu einer Kohlfahrt mit anschließendem Grünkohlessen eingeladen. Alle die nicht im Nordwesten des Landes wohnen fragen sich nun eventuell, was eigentlich eine Kohlfahrt ist und was man da macht. Ich möchte das mal erklären: Eine Gruppe von Freunden trifft sich in der kalten Jahreszeit um nachmittags mit einem Bollerwagen loszuziehen, durch den Wald oder den Ort zu laufen und an jeder Kreuzung stehen zu bleiben und einen kleinen Schnaps zu trinken. Danach geht es dann nach Hause oder in eine Wirtschaft und dort wird dann deftig gegessen: Es kommt Grünkohl mit Kassler auf den Tisch! Dieser wird gegessen mit Pinkel (eine geräucherte, grobkörnige Grützwurst), Mettenden (Knacker) und Salzkartoffeln. Das ist nach den zahlreichen Schnapsrunden der Kohlfahrt aber auch vonnöten! Danach sitzt man dann noch zusammen, tanzt und feiert. Wir haben die Kohlfahrt mit der Familie gemacht und uns vom Nachbarn den wohl besten Bollerwagen der Welt ausgeliehen – mit Musikanlage, vorgefertigten Schnapsglashalterungen und bunter Beleuchtung. Ein wirklicher Hingucker! Es hat viel Spaß gemacht und der Kohl hat danach doppelt so gut geschmeckt. Danke an Carmen für das Rezept und von ihr auch liebe Grüße aus dem Norden, wo dieses Gericht ab dem ersten Frost bis Ende März Tradition hat!
Rezept für Grünkohl mit Kassler & Pinkel & Mettenden & geräucherten Schweinebauch
8 Personen
- 2,5 kg Grünkohl (TK)
- 4 Zwiebeln
- Butterschmalz – zum Anbraten
- Fleischbrühe
- 2 EL Senf
- 10 Pinkelwürstchen (Bremer oder Oldenburger Pinkel)
- 8 Mettenden (in anderen Bundesländer auch als Knacker bekannt)
- 1,5 kg Kassler Kamm
- 500g geräucherter Schweinebauch
- ggf Haferflocken oder Hirse zum Andicken
- Salz & Pfeffer aus der Mühle
- 1-2 Bratschläuche
Wichtig: Den Kohl mindestens einen Tag vorher zubereiten – dann kann er schön durchziehen und schmeckt einfach besser.
Für die Fleischbrühe können ganz unterschiedliche Knochen genommen werden, je nach dem was man beim Fleischer bekommt, ich habe es mal mit Rinderknochen gemacht. Was nicht verbraucht wird, fülle ich heiß in ein oder mehrere Schraubgläser ab. Die Gläser sofort zuschrauben und kurz auf den Kopf stellen. Sobald die Gläser abgekühlt sind, können sie einfach in Kühlschrank gestellt werden – fürs nächste Mal. Brühe kann man sehr lange aufbewahren, einfrieren ist natürlich auch möglich!
Interessant und gut zu wissen, wenn Ihr die Auswahl habt: Die Oldenburger Pinkel waren bei unseren Gästen beliebter, da diese geschmacklich intensiver sind.
So, nun aber zum Rezept:
Die Zwiebel schälen und in Würfel schneiden. Danach die Zwiebelwürfel in Butterschmalz glasig in einem großen Topf anschmoren, den Grünkohl & ca. 1 Liter Brühe dazu geben und den Grünkohl langsam bei kleiner Hitze auftauen – das sollte so 30 Minuten dauern.
Von 2 Pinkelwürsten die Pelle entfernen und zerkleinern, diese dann in den Grünkohl geben, 2 EL Senf dazugeben und das ganze Stück des Schweinebauchs.
Bei geschlossenem Deckel auf niedriger Hitze 2 Stunden köcheln. Immer wieder umrühren und Fleischbrühe dazugeben, damit der Kohl nicht anbrennt.
Danach Pinkel & Mettenden zum Kohl geben und bei ganz geringer Hitze die Würste erwärmen. Zum Schluss den Kohl abschmecken und ggf. noch mit Salz und Pfeffer würzen.
Alles vom Herd nehmen und bei geöffneten Deckel kühl oder kalt stellen, ca. 12 – 24 Std.
Am nächsten Tag den Kassler Kamm im Bratschlauch zusammen mit einer Tasse Wasser im Backofen ca. 2 Std. garen. Hier bitte aufpassen, dass der Schlauch nicht zu eng gebunden wird, sonst kann er platzen. Das ist nicht so schlimm, wenn man einen Ersatz-Bratschlauch da hat. Uns ist es passiert und wir haben dann den Kassler einfach in einen neuen Schlauch gegeben und weiter gegart.
Den Fond vom Kassler kam man auch hier wieder einfrieren oder in kleinen Schraubgläsern aufbewahren und später für Soßen oder Eintöpfe als natürlichen „Geschmacksverstärker“ verwenden.
Nun kommt der Grünkohl wieder auf den Herd: erst ohne Würstchen langsam bei kleiner Hitze erwärmen, immer wieder umrühren, eventuell ein wenig Brühe dazugeben, zum Schluss die Würstchen in den Kohl geben und langsam erwärmen, damit diese nicht platzen.
Jetzt könnte man Haferflocken oder Hirse zum andicken dazu geben – wenn der Kohl zu dünn sein sollte.
Den Kassler aus dem Ofen nehmen und in Scheiben schneiden. Zusammen mit dem Grünkohl, Mettenden und Pinkel servieren. Als Beilage passen Salzkartoffeln & Bratkartoffeln.
Klassisch als Nachspeise passt norddeutsche Rote Grütze mit Vanillesoße!
Grünkohl mit Kassler ist ein Gericht, das nach mehreren Aufwärmen immer besser schmeckt. Dadurch auch ein Gericht das man gut Mitte der Woche vorkochen kann, um es am Wochenende zu genießen. Natürlich zwischendrin immer gut Kühlen.
Lasst es Euch schmecken!